Planung und Bau einer Fotobox – V1.0

Nun ist es endlich soweit. Die Planung und der Bau einer eigenen Fotobox, auch bekannt als Photo Booth, haben begonnen. Viele Stunden sind bereits in die Vorüberlegungen geflossen. Ich hätte nicht gedacht, dass es so zeitintensiv werden würde. Aber es sind viele Details zu bedenken und Varianten möglich, insbesondere auch dann, wenn man nicht gerade Tim Taylor ist und schonmal einen Hammer mit einem Schraubenzieher verwechselt. Okay ganz so schlimm ist es nicht, aber dennoch…

Das gesteckte Ziel: Erster Echtbetrieb im Mai 2018 auf einer Hochzeit. Aber der Winter ist lang und das Erreichen des Zieles sollte somit realistisch sein.

Da die Fotobox auch die Option des Sofortausdruckes beinhalten soll, habe ich mich für die Würfelform entschieden. Diese bietet mir am meisten Platz, um die Technik zu verbauen. Bei der Planung der Box hatte ich freundliche Unterstützung von Lia Ju, die mit Hilfe von VectorWorks folgendes Modell erstellen konnte:

Das virtuelle Modell steht schonmal. Also ab in den Baumarkt und Säge frei… Doch vorher noch ein paar Worte zu meiner angedachten Umsetzung.

Die Basis

Der Bau einer Fotobox kann ein ordentliches Loch in den Geldbeutel reißen (Kamera, Tablet, Drucker, Blitz, Auslöser, Designelemente, Materialkosten und und und…). Also habe ich mich dafür entschieden, beim ersten Versuch möglichst viel Equipment zu verwenden, das sich bereits in meiner Ausstattung befindet. Da wären als Basis eine Canon EOS 70D und ein iPad Air. Damit steht dann auch schonmal fest, dass ich auf eine drahtlos-Lösung setzen muss, da das iPad meines Wissens nach keine kabelgebundene Variante zulässt. Die Verbindung Kamera-iPad wäre mit letztgenannter sicherlich stabiler und schneller gewesen, aber was nicht geht, geht nunmal nicht. Die 70D verfügt dafür über WLAN, sodass ich auf die Verwendung einer WLAN-SD-Karte verzichten kann. Die Übertragung der Fotos auf das iPad soll dann mit der App Shuttersnitch realisiert werden. Im App Store drängen sich meiner Meinung nach keine konkurrenzfähigen Apps zu dieser für das iPad auf. Mit einem Windows/Android-Tablet dürfte man deutlich flexibler sein und mehr Möglichkeiten haben, die softwaremäßige Umsetzung nach den eigenen Vorstellungen zu gestalten. Aber Shuttersnitch ist in der Fotogemeinde bereits Fotobox-erprobt, also wird die App nun auch Teil meines Settings.

Die Einstellungen

Natürlich möchte ich nicht, dass jeder, der an der Fotobox steht, Zugriff auf mein iPad und die darauf gespeicherten Daten, Fotos und Apps hat. Glücklicherweise bietet das iPad aber die Möglichkeit in den Modus geführter Zugriff zu schalten. Diese Option findet sich in den Einstellungen unter den Bedienungshilfen. Ist der geführte Zugriff aktiv, so lässt sich nur eine einzelne App steuern (in unserem Fall also Shuttersnitch), auf die restlichen Funktionen und Apps des iPads hat nur derjenige Zugriff, der den geführten Zugriff durch eine Passworteingabe aufhebt. Diese ist nur über die Hometaste des iPads aufrufbar. Um dies grundsätzlich für Unbefugte auszuschließen, wird die Hometaste in der fertigen Konstruktion nicht von außen erreichbar sein.

Die App Shuttersnitch selbst lässt sich ebenfalls durch ein Passwort schützen, sodass nur die gewünschten Funktionen durch den Bediener angewählt werden können.

Jetzt muss nur noch die automatische Sperre des iPads deaktiviert werden, damit das Display dauerhaft an bleibt.

Die Stromversorgung

Alle Geräte müssen per Netzstecker mit Strom versorgt werden. Ein Akkubetrieb ist keine Option, da weder iPad noch Kamera eine mehrstündige Fotosession mit Strom aus der Konserve durchhalten dürften. In der Box soll eine 4-fach Steckdosenleiste mit Überspannungsschutz installiert werden. So sind Steckplätze für Kamera, iPad, Drucker und Blitz vorhanden. Das Netzkabel der Steckdosenleiste ist das einzige Kabel, das die Box verlassen soll und vom Anwender angeschlossen werden muss. Ein zweites Kabel käme nur hinzu, wenn ein Anschluss an einen Beamer oder ein TV gewünscht wäre. Letztlich werden allerdings wohl doch noch Batterien benötigt. Sie werden den Funkauslöser mit der notwendigen Energie versorgen.

Die Druckoption

Die von mir gewünschte Druckoption hat mir ziemliche Kopfschmerzen bereitet. Aber ich wollte unter keinen Umständen darauf verzichten. Denn das ist meiner Meinung nach das i-Tüpfelchen einer Fotobox und es ist für viele auch etwas besonderes, wenn sie ihr Foto kurz nach der Aufnahme in Händen halten und mit nach Hause nehmen können. Doch wie kann man das realisieren? Thermosublimationsdrucker mit Rollenpapier sind die Profilösung, erfordern aber eine gewisse Liquidität im Geldbeutel. Da geht es schonmal in den 4-stelligen Bereich. Das ist mir für den ersten Versuch natürlich zuviel Geld. Außerdem hat diese Art von Druckern etwas zu große Abmessungen für meine Fotobox. Daher plane ich mit einer günstigeren und etwas weniger professionellen Lösung: einem Canon Selphy. Die Nachteile des Selphy-Druckers sind allerdings die relativ lange Druckdauer und der Umstand, dass der Anwender nach etwa 20-30 Ausdrucken, Papier nachlegen und die Druckkartusche wechseln muss, weshalb der Drucker wiederum von außen zugänglich sein muss. Aber diese Nachteile bin ich bereit hinzunehmen. Wer wirklich ein gedrucktes Foto haben möchte, der hat auch ein wenig Zeit darauf zu warten. Und die Spannung wird so ja auch noch etwas hochgehalten. Es müssen also 2 Fenster aus der Box herausgesägt werden, eins für das Papierfach und eins für die Druckkartusche. Verbunden wird der Drucker per WLAN mit der Kamera. Über die App Shuttersnitch soll sich dann ein Sofortdruck anstoßen lassen.

Das Licht

Ein wichtiges Thema. Die Box soll ja auf Feiern zum Einsatz kommen und diese finden in der Regel bekanntlich abends, in Räumen, bei schummriger Beleuchtung statt. Da kann das Objektiv noch so lichtstark sein und der ISO am Anschlag, um einen Blitz führt kein Weg vorbei. Zunächst wollte ich meinen Canon Speedlite 430 EX II einsetzen. Der Blitz hat jedoch die Nachteile „Batteriebetrieb“ und noch wichtiger „lange Aufladezeiten“. Das würde im Eifer des Gefechts bedeuten, dass unter Umständen nur jedes dritte, vierte oder fünfte Foto einen Blitz spendiert bekommt und alle anderen unterbelichtet wären. Deshalb entschied ich mich doch für einen Studioblitz mit Netzbetrieb. Ein weiterer Vorteil des Studioblitzes: er besitzt ein Einstelllicht, sodass die Fotoecke prominent beleuchtet ist. Ein 50 cm Beauty-Dish komplettiert das Lichtsetting.

Der Auslöser

Der Auslöser wird mit großer Unterstützung von Matze individuell designt und mittels 3d-Drucker geplottet. Die größte Herausforderung hierbei ist die Umsetzung des Autofokus, da hierfür ein Taster mit zwei Druckpunkten benötigt wird und es so etwas praktisch nicht zu kaufen gibt. Trick 17 sollte uns aber entscheidend helfen.

Update: Das Projekt geplotteter Handauslöser wurde erstmal verschoben. Als Auslöser dient aktuell ein klassischer Grobhandtaster, der für die bessere Optik mit Kiefernholz verkleidet wurde und so bestens zum Look der Fotobox passt.

Konstruktion, Designentscheidungen, Fails

Bevor der erste Cent investiert wurde und ich über das Logo und die technische Umsetzung nachgedacht habe, stellte sich mir die Frage, wie soll die Box eigentlich aussehen, bzw. wie soll sich die Box vom Einheitsbrei der Fotoboxen abheben. Der ursprünglichen Idee die Box einer alten Plattenkamera nachzuempfinden trauere ich immer noch ein bißchen nach, aber es schien mir doch etwas zu kompliziert in der Konstruktion und eine gewisse Robustheit muss eine Fotobox ja zusätzlich auch noch mitbringen. Also fiel die Wahl dann doch auf die bereits erwähnte Würfelform.

Soweit die Vorüberlegungen zur angedachten Umsetzung. Jetzt wird endlich gesägt, geschraubt, gehämmert…

Beim Holz entscheide ich mich für Kiefernleimholz mit einer Stärke von 18mm, das mir im Baumarkt bis auf die Aussparungen auf die obigen Maße zugeschnitten wird. Die notwendigen Löcher für Kamera, iPad, Kabel, Stativ müssen dann von mir in Eigenleistung herausgesägt werden. Schrauben sollten von außen keine sichtbar sein, sodass die Wahl im Prinzip zwischen Leimen, Stecken und Winkelverbindungen getroffen werden musste. Ich wähle aufgrund des Faktors „Robustheit“ letztere, auch wenn dies zusätzliches Gewicht bedeutet. Einen Vorteil der Winkellösung nutze ich jedoch direkt aus, als ich feststelle, dass ich tatsächlich – trotz mehrfacher Überprüfung – das Loch für das Objektiv einen halben Zentimeter zu weit links ausgesägt habe. Ich tausche die Front aus. Es hätte mich sonst wahnsinnig gemacht. Dank der Winkelverbindung geht der Austausch glücklicherweise relativ schnell und einfach.

Mit Band- und Schwingschleifer werden die Ecken und Kanten gerundet. Die Box erhält eine Tür mit Federscharnieren und Möbelschloss, damit die technischen Komponenten gut gesichert sind, man aber jederzeit Zugriff auf alles hat. Einen langweiligen schwarzen Anstrich wollte ich vermeiden. Denn ein großer schwarzer Klotz ist nicht schön. Um der Box eine möglichst neutrale und auch edle Optik zu verleihen, kam eine Nussbaumlasur zum Einsatz. Die Holzstrukturen sind somit noch schön erkennbar und zusätzlich passt dieser Look einfach zu fast jedem Event.

Die Einzelteile

Canon EOS 70 D und Sigma Zoomobjektiv

iPad Air + Netzstecker

Drucker Canon Selphy 1300 inkl. Patronen & Druckerpapier

Wallimex Studioblitz Newcomer 300

Kiefernholz

Wallimex Beauty Dish

Stromkabel EOS 70 D

Yongnuo Funkauslöser

Wallimex Wandstativ

Mengs Klemme inkl. Schnellwechselplatte

App Shuttersnitch

Brennenstuhl Mehrfachsteckdose mit Überspannungsschutz

Winkelverbinder

Schrauben

Schloss für Möbel

Federscharniere

Blech

Tragegriffe Gitarrenverstärker

Füße Gitarrenverstärker von Fender

Ecken Gitarrenverstärker

Griff für Tür

Holzlasur

Einschlagmuttern

Distanzhülsen

Schilder/Logo

Verlängerungskabel

Mini-HDMI auf HDMI

Berlebach Stativ

Hintergrund Holzoptik

Wallimex Hintergrundsystem

Klemmen

Verkleidungsutensilien

Grobhandtaster

Boxenstativ für Buzzer

Adapter Boxenflansch auf M10

Batteriefach

Fuchsschwanz

Da kommt schon einiges zusammen, bis so eine Fotobox steht. Die Ausgaben lagen in meinem Fall knapp über 1000€ (ohne Kamera und iPad). Es wurde insbesondere auch deshalb so teuer, da ich beim Stativ nach langer Suche auf einen namhaften Hersteller zurückgegriffen habe.

Bilder vom Bau