Lofoten / NO / 2018

Hinter uns liegt eine atemberaubende aber auch anstrengende Reise über den nördlichen Polarkreis zu den Lofoten in Norwegen. Die Lofoten sind ein absolutes Traumziel, das schon seit langem auf meiner „da muss ich mal hin“-Liste stand. Jedem der Spaß an Natur, Bergen, Wandern, Outdooraktivitäten und Fotografieren hat, dem geht hier einer ab. Karibisch blaues Wasser, schroff in den Himmel ragende Gesteinsmassen und überall leuchtend rote und gelbe Fischerhütten. Wenn man eher der 30°C-Badeurlauber ist, dann sollte man die Lofoten jedoch lieber meiden. Denn hier muss man sich auch im Sommer mitunter warm einpacken. Wir hatten in den 10 Tagen Aufenthalt im Juni Temperaturen zwischen 8-12°C am Tag, in der Nacht auch noch etwas kühler. Doch wer ins ferne Norwegen reist, der will in der Regel auch die Natur und das raue Wetter spüren. Und das man hier oben auch mal den Kürzeren gegen das Wetter zieht, das durften wir auch einmal leidlich erfahren. Dazu später mehr. In der dunklen Jahreshälfte dürfte hier sicherlich roughnessmäßig noch deutlich mehr gehen, auch wenn der Golfstrom für eher mildes Winterklima sorgt.

Anreise: bil -> fly -> fly -> bil

Die Anreise zu den Lofoten ist nicht unbedingt als einfach und schnell zu bezeichnen. Egal ob man sich für das Auto, die Bahn, das Schiff, das Flugzeug oder eine Kombination verschiedener Beförderungsmittel entscheidet, man ist schon einige Stunden unterwegs. Wir sind von Düsseldorf nach Oslo geflogen und nach einem dreistündigen Aufenthalt weiter nach Harstad/Narvik Airport (EVE). Von dort sind wir mit einem Mietwagen noch zwei Stunden zu unserer Unterkunft in Strønstad auf die Lofoten gefahren. Von Haustür zu Haustür haben wir etwa 15 Stunden benötigt. Um möglichst flexibel zu sein, ist es absolut zu empfehlen, sich einen Mietwagen zu besorgen. Am besten erledigt man das schon von zuhause aus. Unser Plan war es, die Lofoten von einer Base aus in täglichen Trips zu erkunden. Welche Erfahrung wir mit dieser Variante gemacht haben, werde ich später noch beschreiben. Man muss auf jeden Fall im Hinterkopf haben, dass man die Lofoten mit dem Auto praktisch immer über die E10 bei einer Höchstgeschwindigkeit von 80 km/h erkundet. Das bedeutet, dass man schon eine gewisse Zeit im fahrbaren Untersatz verbringt, wenn man die gesamten Lofoten entdecken möchte. Und genau das haben wir getan.

Der Lofoten-Highway: die E10.

Am ersten Tag wollten wir jedoch nicht so weit fahren und erstmal die nähere Umgebung zu unserer Unterkunft auschecken. Unser kleines Ferienhüttchen, das wir über AirBnB gebucht haben, steht wie bereits erwähnt im Örtchen Strønstad auf der Insel Austvågøya. Und die Südseite der Insel war unser erstes Ziel. Genauer gesagt die Orte Svolvær, Kabelvåg und Henningsvær.

Svolvær ist die größte Stadt auf den Lofoten und auch die nächstgelegene zu unserer Hütte und so sollte Svolvær in den anstehenden 10 Tagen immer wieder Anlaufstelle für Einkäufe und Erledigungen für uns sein. Ansonsten haben wir die Stadt eher links liegen lassen, man kann hier jedoch alle möglichen Aktivitäten wie z.B. Ausflüge in den Trollfjord buchen oder das Magic Ice Museum besuchen. Nach einer kurzen Stadtbegehung ging es weiter südlich auf der E10 nach Kabelvåg. Man muss schon schauen, dass man auf der E10 auch vorwärts kommt, da sich einem praktisch hinter jeder Kurve ein neues wahnsinniges Fotomotiv eröffnet. Gerade wenn man frisch auf den Lofoten angekommen ist, steht einem fast den ganzen Tag der Mund offen. Nach einem kurzen Stop an der Vågan-Kirche, spazieren wir durch das verträumte Fischer- und Tourismusörtchen Kabelvåg und genießen bei schönstem Sonnenschein die Aussicht beim Leuchtturm.

Henningsvær

Nachdem wir wieder in unserem Kia Stonic sitzen, steuern wir das Vehikel weiter südwärts. Man verlässt die E10 wenige Fahrminuten später Richtung Henningsvær und passiert direkt den Rørvik White Sands Beach. Der Name ist Programm und man kann nicht einfach daran vorbeifahren, ohne hier kurz das Karibikfeeling in sich aufgesogen zu haben.

Rørvik White Sands Beach.

Wir erinnern uns daran, keinen all-inclusive Badeurlaub gebucht zu haben und kurven weiter über die schmale, verwundene Küstenstraße. Hier muss man etwas auf zack sein, da die Fahrbahn nur breit genug für ein Auto ist und man bei Gegenverkehr besser kurz in die zahlreichen, mit “M” gekennzeichneten Haltebuchten ausweicht. Kurz vor Henningsvær überquert man zwei Brücken und verlässt die Insel Austvågøya, um das auf zwei Inseln vorgelagerte Fischerdorf zu erreichen.

Wir parken ab und flanieren durch das “Venedig des Nordens”. Im Winter soll es hier hoch hergehen, wenn die Dorschfischerei ihren Höhepunkt hat. Wir erfahren das Örtchen jedoch sehr entspannt, ohne großen Trubel und begegnen nur hin und wieder ein paar Touristen. Im Ortskern wechseln sich Wohnhäuser, Cafés, Werkstätten und kleine Läden ab. Wirklich idyllisch. In einem kleinen Souvenirladen wird auch erstmal nach Handschuhen gestöbert, da es uns doch sinnvoll erscheint, hier oben im Besitz flauschiger Fingerwärmer zu sein. Wir werden fündig und erreichen kurz darauf den Hafen von Henningsvær.

Hafen von Henningsvær.

Wir feiern die vor uns liegende Kulisse während uns die Sonnenstrahlen auf der Nase kitzeln. Dann beenden wir die Hafenparty und biegen nach rechts in Richtung des Kunstrasenfußballplatzes ab. Plötzlich liegt ein Geruch in der Luft, der uns in den kommenden Tagen noch öfter begegnen sollte. Es riecht nach Meer, salzig und irgendwie süßlich, ein wenig verwesend. Und nachdem wir die kurze Steigung der Straße bezwungen haben, zeigt sich der Grund für die duftige Note. Vor uns erstrecken sich tausende auf Holzgestellen hängende Fische. Wir haben unseren ersten Kontakt mit einer seit Jahrhunderten bekannten Spezialität der Lofoten: dem Stockfisch. Stockfisch ist durch Trocknung haltbar gemachter Fisch (vorwiegend Kabeljau). Dabei wird der Fisch für die Trocknung paarweise am Schwanz zusammengebunden und auf Holzgestellen aufgehängt. Der Fisch ist ausgenommen und der Kopf abgetrennt. Die Köpfe werden ebenfalls auf Holzgestellen aufgehängt. Sie sind ausschließlich für den afrikanischen Markt und das Zubereiten von Fischsuppe bestimmt.

Stockfisch auf den Hügeln von Henningsvær.

Irgendwie macht der Geruch fast süchtig. Ich würde es mit dem Geruch eines Bauernhofes auf dem Land vergleichen. Zuerst rümpft man die Nase, weil es irgendwie ein strenger Geruch ist und dann vermisst man ihn fast, wenn er nicht mehr da ist. Aber wir werden ihn hier oben noch einige Male vernehmen können.

Die vielen Eindrücke des ersten Tages wollen erst einmal verarbeitet werden. Das macht sich darin bemerkbar, dass unser Akku langsam zur Neige geht. Wir sind glücklich, aber auch kaputt und müde. Also beschließen wir uns wieder auf den Rückweg zu machen und noch einen kurzen Einkaufsstop in Svolvær einzulegen, bevor wir weiter ins Schlummerland fahren. Tja. Einkaufen in Norwegen… Einkaufen in Norwegen ist unglaublich teuer. Das hat uns jetzt nicht unbedingt überrascht. Aber wenn man die mickrige Ausbeute im Einkaufswagen vor sich sieht und dafür einen Betrag wie für einen Wocheneinkauf hingelegt hat, dann möchte man schon “WOW” sagen. Lebensmittel kosten hier das zwei- bis dreifache. Das lässt einen erkennen, wie günstig Lebensmittel in Deutschland angeboten werden. Aber was will man machen…!? Ohne Mampf kein Kampf.

Hoven / Hov / Hovsund

Wir erweitern unseren Radius und machen uns auf nach Vestvågøy, der sich südlich an Austvågøya anschließenden Insel. Dazu überqueren wir die Gimsøystraumen bru, von der ich später noch berichten werde. Nach wenigen Fahrminuten verlassen wir dann die E10 unmittelbar vor einer weiteren Brücke in Richtung Hov. Man fährt jetzt mehr oder weniger auf den keilförmigen Berg Hoven zu. Natürlich wird ein kurzer Fotostop eingelegt, um diese ulkige Gesteinserscheinung festzuhalten.

Langzeitaufnahme des Berg Hoven.

Dann geht die Fahrt weiter, vorbei an einem Golfplatz und einer einem Hobbitdorf gleichenden Siedlung, dem Örtchen Hov. Der Tourismus scheint hier hinten noch nicht wirklich angekommen zu sein, was uns sehr freut. Recht verschlafen erscheint uns dann auch der Hafen von Hovsund. Natürlich ist es immer etwas schizophren sich darüber zu freuen, obwohl man ja selber ein Touri wie aus dem Bilderbuch ist. Dicke Kamera. Lunchpaket im Rucksack. Übertrieben teure Outdoorklamotte. Aber irgendwas ist ja immer… Wir laufen über einen mit großen Gesteinsbrocken angelegten Wall, der den kleinen Hafen einrahmt, zum Leuchtturm von Hovsund.

Leuchtturm vor der Küste von Hovsund.

Direkt unterhalb des Leuchtturms an der Treppe finden wir ein Walskelett. Ich bin kein ausgewiesener Meeresbiologe und habe auch keine Informationen zu dem Skelett finden können, aber da hier oben vor der norwegischen Küste in geschätzten 90% der Fälle Pottwale anzutreffen sind und die Form des Skeletts starke Assoziationen mit einem Schädel hervorruft, lehne ich mich einfach mal aus dem Fenster und lege fest, dass wir hier einen Pottwalschädel vor uns liegen hatten. Wenn Du Walforscher sein solltest und ich hier nur Dünnsch geschrieben habe… bitte melde Dich.

Walskelett am Leuchtturm von Hovsund.

Nach einem kurzen Mittagspäuschen und einer kleinen Kräftigung aus dem Rucksack machen wir uns wieder auf den Weg zu unserem kleinen Flitzer.

Meerblick vor Hovsund.

Während wir wieder über den Steinwall zockeln, überlegen wir, was wir den Rest des Tages noch unternehmen könnten. Ursprünglich war die Besteigung des Berg Hoven geplant. Doch das schöne Wetter schreit irgendwie nach Entspannung und Strand. Ich checke die Karte und stelle fest, dass der Haukland Beach garnicht mal so weit zu fahren wäre und ich konnte es auch nicht mehr wirklich abwarten, einen der schönsten Strände auf den Lofoten zu besuchen.

Haukland Beach

Der Haukland Beach ist mit dem Auto zu erreichen. Das ist Vorteil und Nachteil zugleich. Natürlich werden hier sehr viele Menschen und Wohnmobile anzutreffen sein. Doch wer kann es den Leuten verübeln…!? Wir wollen ja auch ein Stückchen vom Südsee-Kuchen und rollen mit unserem bereiften Asiaten gen Traumkulisse. Man fährt noch eine Weile, nachdem man die E10 verlassen hat, auf kurviger Piste, bis man zum ersten Mal einen Blick auf den Strand werfen kann. Als es dann soweit ist, entfährt mir ein leises “OMG”. Das ist der Knaller. Wir parken ab. Schuhe aus. Zehen in den Sand. Nase Richtung Meer. Sonne auf der Haut. Wobei wir ehrlich gesagt nicht viel Haut zeigen, auch wenn es die wärmsten Minuten für uns auf den Lofoten sein sollten.

Haukland Beach Panorama.

Natürlich renne ich jetzt aufgeregt und von dem fantastischen Panorama hypnotisiert mit meiner Kamera herum und knipse als gäbe es kein Morgen mehr. Mir ist dabei schon irgendwie bewusst, dass das kompletter Fotografienonsens ist, aber ich konnte mich einfach nicht gegen den Impuls wehren. Ich freue mich über das tolle Hauptmotiv und bin gleichzeitig etwas enttäuscht zur Nachmittagszeit hier zu sein und nicht nachts im Licht der Mitternachtssonne. Aber hej! Das ist jetzt echt mal Meckern auf hohem Niveau. Typisch deutsche Kartoffel.

Langzeitaufnahme Haukland Beach.

Wir hatten anfangs kurz überlegt unseren Rhythmus umzustellen, um viel in der Nacht unterwegs zu sein. Schließlich wird es oberhalb des nördlichen Polarkreises zur Sommerzeit nicht mehr dunkel und die Landschaft erscheint bei optimalen Bedingungen in tollen Farbvariationen. Aber irgendwie haben wir die Umstellung nicht hinbekommen. Also habe ich mich an drei Nächten nochmal alleine mit meiner Cam auf den Weg gemacht, um die Lichtstimmung während der Mitternachtssonne einzufangen.

Aussicht von unserer Hütte in Strønstad in der Mitternachtssonne.

Hurtigruten / Trollfjord

Tag 4. Unser Hurtigruten-Trip steht auf dem Programm. Von zuhause aus hatten wir schon überlegt, wie wir eine Fahrt mit der legendären Hurtigruten-Linie während unseres Lofotenaufenthalts realisieren könnten. Wir konnten in Erfahrung bringen, dass es nichts anderes als Busfahren ist. Hop-on. Hop-off. Easy like that.

Wir haben uns sinnvollerweise für das Teilstück SvolværStokmarknes entschieden. Dieses Teilstück wird zweimal am Tag in Nord- und Südrichtung von den Hurtigruten-Schiffen befahren (einmal tags, einmal nachts). Svolvær und Stokmarknes sind dabei Haltepunkte innerhalb einer zwei- bis dreiwöchigen Reise eines Schiffes entlang der gesamten norwegischen Küste. Wir nehmen die Südroute mit Startpunkt Stokmarknes. Und es passt ausgezeichnet, dass ausgerechnet die MS Lofoten unser Hurtigruten-Schiff sein sollte. Die MS Lofoten ist nämlich das älteste Schiff der Flotte und es versprüht wirklich den Charme vergangener Tage. Wir bekommen das Gefühl eine kleine Zeitreise zu unternehmen. Man kann die Fahrpläne der Linie ganz einfach auf der Internetseite der Hurtigruten einsehen und auch direkt sehen, welches Schiff der Flotte zu welcher Zeit wo anlegt und abfährt.

Doch bevor wir an Bord gehen können, müssen wir erstmal nach Stokmarknes kommen. Mmmhh. Mit dem Auto? Möglich ja, aber dann steht das Ding in Stokmarknes und wir stehen nach der Schifffahrt in Svolvær. Das wär nicht cool. Also nehmen wir den Bus. Die Abfahrtszeiten erfragen wir in der Touristeninfo im Zentrum von Svolvær. Die Busfahrt dauert ca. 1,5 Stunden und kostet uns 334 NOK. Umgerechnet also ca. 33 EUR. Da kann man nicht meckern. Für zwei Personen und inklusive der Fährfahrt von Fiskebøl nach Melbu. In Melbu angekommen wird der Bus auf einmal von Schülern geflutet. Das Ding platzt jetzt fast. Doch wir erreichen Stokmarknes unversehrt. Der Busfahrer gibt uns dann den Hinweis auszusteigen, er weiß schließlich genau, warum die deutschen Touristen hier sind. Außer uns steigt noch ein weiteres Pärchen aus, das den gleichen Plan wie wir verfolgt.

Das Hurtigruten-Museum liegt direkt an der Haltestelle und wäre sicherlich interessant gewesen, doch wir müssen es links liegen lassen, weil das Schiff gleich auslaufen wird. Wir hätten einen Bus früher nehmen müssen.

Wir gehen an Bord und werden herzlich willkommen. Eine freundliche Dame der Schiffscrew fordert uns mit einer Flasche Desinfektionsmittel auf, die Hände zu reinigen, dann geht’s ab zur Kasse. Der Spaß kostet uns 800 NOK, also etwa 80 EUR. Jetzt wird das Schiff erkundet. Dazu muss man hin und wieder den Passagieren ausweichen, die schon an Bord waren und eine Kreuzfahrt mit dem Schiff unternehmen.

Das Schiff ist echt was für Nostalgiefans. Trotz einer Renovierung im Jahr 2003 ist der Originalstil, des 1964 in Betrieb genommenen Schiffes erhalten geblieben. Wir legen ab.

Kurz nach dem Ablegen beginnt es zu regnen. Ich setze mich dem Wetter aus. Und je weiter wir hinausfahren und uns vom Land entfernen, desto stärker graben sich die auf meinem Gesicht aufprallenden Regentropfen in meine Haut. Kurz vor schmerzhaft. Aber genial. Dazu bläst ein gehöriger Wind. Außer mir sind nicht viele an Deck. Ungemütlich ist wohl das Wort, das es am besten beschreibt. Aber ich kann mir nicht helfen. Es macht einen Riesenspaß draußen neben der Kabine des Kapitäns zu stehen, hinaus auf das Wasser und die Berge zu schauen und sich vom Wetter bearbeiten zu lassen.

Als wir uns dem Raftsund nähern und wieder Land in der Nähe haben, wird auch das Wetter wieder besser. Der Regen und der Wind hören auf. Backbord und Steuerbord ragen jetzt die ersten Gesteinsmassen empor. Spitzenaussicht. Dann nähert sich uns ein kleines Boot, dockt an und einige Passagiere setzen über. Sie haben eine Seeadler-Tour in den Trollfjord gebucht und werden erst in Svolvær wieder auf die MS Lofoten zurückkehren. Doch auch wir haben das Glück in den Trollfjord zu fahren. Im Sommer, bei günstigen Wetterbedingungen, fahren die Hurtigruten-Schiffe regelmäßig in den schmalen Fjord ein, um den sich viele Geschichten über die Zauberwesen ranken. Und dieser Abstecher in den Trollfjord ist im wahrsten Sinne des Wortes spektakulär. Die Einfahrt ist Zentimeterarbeit, dann ragen rechts und links die Bergwände mehr oder weniger direkt an der Schiffsbegrenzung in die Höhe und als krönenden Abschluss vollzieht der Kapitän am Ende des Trollfjords noch einen Oneeighty mit dem “kleinen” Bötchen. Chapeau Capitano. Und Chapeau Trollfjord. Du bist ein exquisites Fleckchen Erde.

Dann verlassen wir den Trollfjord wieder Richtung Raftsund und machen uns auf den Weg nach Svolvær. Kurz vor dem Einlaufen in den Hafen von Svolvær schickt sich ein Geruchsbote an, uns in der Nase zu kitzeln. Ahhh… es riecht nach Stockfisch. Und kurz darauf erkennen wir auch die unzähligen Holzgestelle mit dem Meeresgut. Dann fahren wir in den Hafen ein, legen an und beenden die etwa dreistündige Wasserfahrt. Prädikat empfehlenswert.

Lofotr Vikingmuseum

Der Wetterbericht sagt für unseren fünften Norge-Tag Schlechtwetter voraus. Was sich im Nachhinein noch als übertriebene Untertreibung herausstellen sollte. Doch eins nach dem anderen. Wir beschließen also ob der ungemütlichen Aussichten einen wettergerechten Museumstag einzulegen. Das Lofotr-Vikingmuseum in Borg soll uns den nötigen Wetterschutz bieten und uns das Leben der Wikinger näher bringen. Schon bei der Ankunft weht eine steife Brise im Örtchen Borg. Wir betreten das Museum und latzen 400 NOK, also etwa 20 EUR pro Person. Das ist ein fairer Preis für die zahlreichen Angebote und Informationen die man im Lofotr-Vikingmuseum bekommt. Es gibt eine Videoausstellung mit vielen Kurzfilmen, die die Geschichte der Wikinger erzählen und insbesondere auf die Ausgrabungen in Borg und die daraus gewonnenen Erkenntnisse eingehen. Um den Ton der Videos zu hören, nutzt man sein Smartphone in Verbindung mit einem ausgegebenen Headset. So kann man selbst steuern, welches Video man wie lange schauen, bzw. hören möchte. Im sich anschließenden Raum sind insbesondere Kleidung, Werkzeuge und Waffen ausgestellt. Auch hier verwendet man das Headset und bekommt nach der Eingabe der jeweiligen Ausstellungsnummer alle nötigen Informationen. Neben den beiden Museumsräumen, sind in dem Haupthaus außerdem ein kleines Restaurant, ein Souvenirlädchen und ein heller, freundlicher Sitzbereich untergebracht.

Zum Lofotr Vikingmuseum gehört außerdem ein weitläufiger Außenbereich mit vielen Attraktionen und einem rekonstruierten Häuptlingshaus. Das Chieftains longhouse ist definitiv das Highlight des Museums. Als wir das Haus betreten, verstummt der mittlerweile ruppige Wind abrupt. Gut isoliert, denke ich. Im Inneren fühlt man sich direkt in die Wikingerzeit zurückversetzt. Liebevoll und detailreich wurde das Haus rekonstruiert. Angestellte tragen zeitgerechte Kleidung und gehen mutmaßlichen Wikingerbeschäftigungen nach. Überall liegen Fälle, Äxte, Helme, Werkzeuge, Schalen und Kelche herum und wollen angefasst und ausprobiert werden. Es wird Suppe über offenem Feuer gekocht, man kann sich als Wikinger verkleiden und auf dem Thron Platz nehmen.

Jetzt heißt es den Außenbereich zu erkunden. Wir haben Glück. Es ist der erste Tag der Sommersaison, in der zahlreiche Attraktionen unter freiem Himmel auf die Besucher warten. Dazu gehören zum Beispiel Bogenschießen, Axtwurf und die Fahrt mit einem Wikingerboot über den nahegelegenen See. Doch… Der Wind macht jetzt ernst. Man kann sich tatsächlich 45 Grad gegen die Puste lehnen ohne umzufallen. Dementsprechend wurden alle Angebote im Außenbereich gestrichen. Uns bleibt nur ein Spaziergang über das Gelände im stetig zunehmenden Wind.

Das Wetter ist also wie vorausgesagt ungemütlich, doch der Tag ist noch halbvoll. Wir überlegen also noch eine Kleinigkeit zu unternehmen, bevor wir zur Homebase zurückkehren. Nichts großes, denn für den nächsten Tag steht ein langer Trip nach Andenes an, wo wir bei Andenes Hvalsafari ein Whalewatching gebucht haben.

Eggum

Ein Blick auf die Karte zeigt, dass unweit von Borg, wenige Kilometer nordwestlich, Eggum liegt. Wir entschließen uns für einen kurzen Abstecher in das Örtchen, da mir in der vorausgegangenen Urlaubsrecherche Eggum als Hotspot für Mitternachtssonnenfotografie in Erinnerung geblieben ist. Also muss es hier ja was zu sehen geben, auch wenn es jetzt nachmittags ist.

Auf dem Weg in das Fischerdorf Eggum.

Mittlerweile hat der Wind Gesellschaft von seinem Kumpel Regen bekommen. Doch ich mache kein Mimimi. Ich habe eine Jacke mit verschweißten Reißverschlüssen, Schuhe mit Goretex und den Willen Norwegen zu spüren. Fuck off grumpy heaven. I will face you. Jule bleibt für eine Siesta auf unserem roten Flitzer, den wir am Kvalhausen Kafe geparkt haben. Das Café ist wie ein Amphitheater angelegt. Sehr hübsch. Um es zu erreichen, muss man über einen gebührenpflichtigen Küstenhoppelweg fahren. Die Gebühr zahlt man auf Vertrauensbasis in eine Dose, die am Anfang des Weges aufgehangen ist.

Ich packe mich gut ein und ziehe alleine los. Wenigstens bis zu dem beschriebenen Aussichtspunkt, denke ich mir.

Küstenlandschaft unweit vom Fischerdorf Eggum.

Während ich die Küste entlanglaufe und auf den Atlantik hinausblicke, kämpft meine Kleidung mit dem in der Luft stehenden Wasser. Nach etwa 30 Minuten erreiche ich den Aussichtspunkt. Tadaa! Naja okay… kein Eyecandy bei der Witterung, aber immerhin macht sich irgendwie eine romantische Melancholie in mir breit. Das Gefühl ist echt schön. Wind und Regen zerren und ruppen bei 8 Grad an meiner Hardshell, aber darunter bin ich noch schön trocken. An dem Aussichtspunkt kann man neben der Aussicht außerdem noch die Skulptur eines Kopfes auf einer Steinsäule begutachten. Die Skulptur blickt wie ich aufs Meer. Für einen Moment sind wir Buddys.

Skulptur “Kopf” von Markus Raetz am Aussichtspunkt in Eggum.

Doch dann hab auch ich genug. Ich zockel zurück zum Auto, besorge noch zwei Kaffee und wecke meine kongeniale Lofotenentdeckerin aus ihrem Mittagsschläfchen. Heimreise.

Gimsøystraumen bru

Heimreise? Denkste. Wären wir 10 Minuten früher Richtung Strønstad aufgebrochen, hätte es vielleicht klappen können. Doch „hätte“ ist eben nicht „hat“.

Stau auf der E10.

Nach wenigen Minuten auf der E10 geht plötzlich nicht mehr viel auf dem Asphalt. Wir stehen auf der einzigen Verkehrsader Richtung Norden im Stau. Es geht noch ein paarmal im Schritttempo voran, doch dann steht das Kfz endgültig. Es ist jetzt 18 Uhr und unser Haus ist noch etwa eine Fahrstunde entfernt. Morgen soll es früh rausgehen. Die bereits gebuchte und bezahlte Walsafari steht an. Aber noch ist ja viel Zeit. Also erstmal Ruhe bewahren und abwarten. Die Straße verläuft direkt an der Küste. Das Meer rechts von uns ist aufgepeitscht, der Wind ist stürmisch, alles grau in grau.

Aufgepeitschtes Meer.

Das Auto schaukelt im Wind. Von vorne, bzw. auf der Gegenspur kommt schon lange kein Auto mehr. Nach etwa 30 Minuten kommt bei uns die Vermutung auf, dass die einige hundert Meter vor uns liegende Gimsøystraumen bru etwas mit der unfreiwilligen Pause zu tun haben könnte. Mhhh. Doch was tun?! Wie kann aus der Vermutung ein gesicherter Fakt werden? Ohne eine ernsthafte Hoffnung auf Erfolg zücke ich mein Smartphone und hacke verschiedene Suchbegriffe in die Twitterapp.

Nach mehreren Versuchen werde ich tatsächlich fündig. Die norwegische Polizei twittert. Damit hätte ich nicht gerechnet, obwohl mein bisheriger Eindruck eines unglaublich modernen Landes, dies hätte vermuten lassen. Mein Norwegisch ist bisweilen noch im Anfangsstadium, doch ich habe Glück, denn die App übersetzt den Tweet per Knopfdruck.

Die doch auch lustige Übersetzung von Microsoft informiert uns also darüber, dass die Brücke zur Zeit wegen zu starken Windes geschlossen ist und dass ein Wohnmobil scheinbar trotz roter Ampel auf die Brücke gefahren und in der Leitplanke gelandet ist. Respekt Du Dummkopf.

Okay. Irgendwie beruhigt die Info dennoch. Wir kennen jetzt den Grund für den Stau und sind guter Dinge, dass es weitergeht sobald das Wohnmobil abgeschleppt ist. Oder wenigstens per Twitter über den Stand der Dinge auf dem Laufenden gehalten zu werden.

Unregelmäßig geht es immer mal wieder etwas vorwärts. Scheinbar werden einige Fahrzeuge hin und wieder über die Brücke gelassen. Ab und an kommt auch mal ein Fahrzeug von vorne.

Mittlerweile stehen wir 1,5 Stunden in der Karawane. Das Wetter wird immer mieser. Und dann kommt die Hiobsbotschaft per Twitter. Die Polizei schließt die Brücke komplett. Für unbestimmte Zeit. Bis das Wetter besser wird. Vielleicht die ganze Nacht. Au Backe. Die Natur weist uns und unsere Leidensgenossen in ihren Blechkarossen in die Schranken.

Zeit sich gemütlich einzurichten und abzuwarten. Relax. Qualitytime. Pause. Zum Glück haben wir noch etwas Verpflegung an Bord. Brote, Studentenfutter, Schokolade, Äpfel, Wasser. Das passt schonmal soweit.

Wir ruhen jetzt im halbstündigen Wechsel aus, für den Fall dass es doch bald weitergeht. Doch das geht es nicht. Und je weiter die Zeit voranschreitet, desto gefährdeter ist unser Trip nach Andenes am Folgetag. Denn ohne echten Schlaf die 3-stündige Reise in den Norden aufzunehmen ist keine Option für uns. Das wäre echt bitter. Wir hatten uns sehr auf die Waltour gefreut.

Wenn man so dasteht und nichts tun kann, denkt man natürlich auch viel nach. Hat mitunter Einfälle. Und eine Idee verleitet uns zu einer kleinen Urlaubskorrektur. Warum nicht einfach noch eine Unterkunft für eine Nacht im Süden der Lofoten mieten? Das macht bei den Zielen, die wir noch auf unserer Liste haben absolut Sinn. So müssen wir nicht an mehreren Tagen die weite Reise in den Süden auf uns nehmen und immer wieder die gleiche Strecke E10 überwinden. Ein genialer Einfall. Also wieder das Smartphone gezückt und über AirBnB unkompliziert ein Zimmer in Hamnøy gebucht. Die Kosten für das Zimmer entsprechen in etwa den Kosten, die wir für Benzin investiert hätten. Und wir sparen Zeit. Wir sind Genies. Im Ernst. Wir haben die täglichen Fahrstrecken etwas unterschätzt. Falls auch Du eine Reise zu den Lofoten planst, würde ich aus heutiger Sicht einen Roadtrip empfehlen, bei dem man sich von Süden nach Norden vorarbeitet und flexibel von Tag zu Tag eine neue Unterkunft bezieht.

Wir stehen immer noch im Stau. So langsam stellen wir uns darauf ein, dass wir die heutige Nacht in unserem Kia auf der E10 verbringen werden. Das Meer und der Wind laufen zur Höchstform auf. Doch das schreckt mich nicht ab. Ich beschließe aufgrund unermesslicher Langeweile einen Spaziergang zur Ursache des Staus zu unternehmen. Ich schnalle mir die Kamera um, setze die Kapuze auf und mache mich auf den Weg zur Brücke mit dem klangvollen Namen Gimsøystraumen bru.

Es nieselt aktuell. Auf der Straße herrscht trotzdem buntes Treiben. Auf meinem Weg zur Brücke, ich schätze es ist etwa 1 Kilometer, begegne ich zahlreichen Leidensgenossen, die es auch nicht mehr in ihren Blechdosen ausgehalten haben. Hunde werden Gassi geführt, es wird sich im Wald erleichtert, ein Junge auf einem Skateboard kommt mir entgegen, ein paar Finnen kochen etwas auf der Straße, andere vertreten sich einfach die Beine. Dann erreiche ich die Brücke.

Gimsøystraumen bru.

Ich kann mir gut vorstellen, was in diesem Moment auf der Brücke windtechnisch abgeht. Ein Fahrzeug – vermutlich von der Verkehrswacht – steht quer und versperrt den Weg. Die großen elektronischen Warnschilder an der Brücke zeigen: „Stengt / Closed Vind 31 m/s“. Ein Umrechner im Netz übersetzt diese Zahl in 111 km/h. Anders gesagt: Windstärke 11. Wir haben es mit einem orkanartigen Sturm zu tun. Heftig. Kein Wunder also dass das Wohnmobil vermutlich wie ein Wattebausch in die Leitplanke gedrückt wurde.

Stengt / Closed. Vind 31 m/s. Alles andere als ein laues Lüftchen.

Der Nieselregen ist jetzt Regen. Ich mache mich wieder auf den Rückweg zum Auto. Die zwar trübe, aber immer noch helle Nacht schreitet voran und wir gehen nun davon aus, dass das Whalewatching für uns ausfallen wird. Ich werde am morgigen Tag versuchen müssen, vielleicht noch umbuchen zu können.

“Schöne Aussicht”.

Time is ticking. 01:25 Uhr. Und dann plötzlich nach 7,5 Stunden Stillstand wird die Brücke wieder freigegeben. Ein Glück. Um 3 Uhr fallen wir erschöpft ins Bett.

Um halb neun öffnet die Rezeption von Hvalsafari Andenes. Ich lasse mich vom Wecker aus dem Bett schmeißen und greife direkt zum Telefon, um vielleicht noch etwas zu retten. Eine unglaublich nette Norwegerin nimmt meinen Anruf entgegen. Ich schildere ihr unsere Begegnung mit der höheren Gewalt und stoße auf Mitleid und Verständnis. Sie versichert mir, sich unserem Problem anzunehmen und mich im Laufe des Tages zurückzurufen. Und dann klingelt am Nachmittag tatsächlich das Telefon. Zwar ist nun ein Norweger am anderen Ende der Leitung, der ist aber mindestens genauso nett. Er erzählt mir, dass die Tour heute aufgrund des Wetters sowieso ausgefallen wäre, wir also Glück im Unglück hatten, uns an diesem Morgen nicht noch auf den Weg gemacht zu haben. Er bietet uns eine Erstattung des Geldes oder einen Alternativtermin am Dienstag, unserem letzten Tag auf den Lofoten, an. Ich wähle den Alternativtermin und bin happy. Das nenne ich mal Werbung machen. Tiptøp.

Reine

Nach einem verregneten Tag, den wir für einen Einkauf, Postkarten schreiben, Kochen, WM schauen und Akku aufladen genutzt haben, machen wir uns bei schönstem Sonnenwetter auf den Weg zum Südzipfel der Lofoten, den wir für zwei Tage unsicher machen wollen. Die Fahrt von Strønstad nach Reine dauert knapp 3 Stunden mit dem ein oder anderen eingelegten Fotostop.

Auf dem Weg in den Süden der Lofoten.

Die Landschaft verändert sich während der Autofahrt zu unserer Überraschung doch spürbar. Die Kontraste zwischen Wasser, Land und Bergen werden noch krasser. Die Berge ragen etwas schroffer und imposanter in die Höhe, das Land ist noch versprengter, die Anzahl der Brücken und Kurven nimmt zu. Entlang der Strecke finden sich immer wieder tolle Fotomotive. Dann erreichen wir unser erstes Ziel im Süden, den Fischerort Reine.

Sonniges Reine.

Hier wollen wir direkt den Reinebringen besteigen, was sich bei dem schönen Wetter anbietet. Denken wir zu diesem Zeitpunkt jedenfalls noch. Der Einstieg zum “Wanderweg” ist relativ schnell gefunden, er liegt hinter dem Tunnel, der weiter südwärts nach Å führt. Schon die ersten Meter machen deutlich, dass es kein Spaziergang werden wird. Es geht direkt sehr steil bergan. Die Empfehlung diverser Internetseiten, nur bei gutem Wetter zum Gipfel des Reinebringen aufzubrechen, scheint angebracht. Denn wir haben bereits ab dem ersten Meter mit sehr feuchtem Untergrund zu kämpfen. Klar. Die letzten beiden Tage, insbesondere die bereits erwähnte Sturmnacht, haben gehörig H2O aus den Wolken geschüttelt. 20 Minuten kämpfen wir tapfer mit den widrigen Bedingungen und den Höhenmetern. Doch es hilft nichts, wir müssen abbrechen. Wir sind risikobereit, doch nicht dumm. Wir können vieles gebrauchen, aber ein gebrochener Knöchel oder Schlimmeres gehören nicht dazu. Es herrscht doch etwas Betrieb am Berg und einige Wanderer lassen sich nicht abschrecken und scheinen durchzuziehen. Doch ich hatte im Vorfeld gehört, dass es am Reinebringen auch immer wieder zu Unfällen kommt und das war es uns in diesem Moment nicht wert. Die Entscheidung umzukehren fiel jedoch nicht leicht. Ich hatte den Tag über noch lange daran zu knabbern, abgebrochen zu haben. Auch weil ich mich lange auf die wohl atemberaubende Aussicht gefreut hatte. Doch ich habe etwas gelernt. Mit etwas Abstand sieht man ein, dass es Wichtigeres als einen Haken auf einer Liste oder ein Foto gibt. Wer weiß, vielleicht bekommen der Reinebringen und ich ja irgendwann mal eine zweite Chance bei besseren Bedingungen.

Als wir wieder heile unten angekommen sind, heißt es erstmal Lunchpakete raus, Pause machen und verdauen. Jule das Essen, ich die letzte Dreiviertelstunde. Nachdem dann alles runtergeschluckt ist, auch meine Enttäuschung, ziehen wir Plan B aus dem Hut und schlendern durch Reine. Als wir in den Ort hineinlaufen, springt uns plötzlich ein kleines Küken vor die Füße. Süüüüüß. Doch die Freude darüber währte nur kurz, denn Mama Möwe macht kurz darauf mächtig Lärm und setzt zu einem ersten Sturzflug Schrägstrich Angriff an. Alles klar. Kopf einziehen. Schnell weg hier.

Kontraste in Reine.

Wir schlendern bei Sonnenschein satt durch das kleine Örtchen und laufen auf kleinen Wegen zwischen den Rorbuer. Rorbuer sind alte Fischerhütten, meistens rot oder gelb gestrichen, für die die Lofoten weltweit bekannt sind. Wer möchte, kann die Hütten auch mieten. Das Nostalgiefeeling hat allerdings einen stolzen Preis, weshalb wir davon abgesehen haben.

Rorbuer und jede Menge Stockfisch in Reine.

Å

Nachdem wir Reine erkundet haben, machen wir uns auf den Weg zum Ende der E10 und dem südlichsten Ort auf den Lofoten: Å. Hier genießen wir zunächst die Aussicht von der Felsenküste aufs Meer. Wir sind für uns alleine. Außer uns ist hier niemand unterwegs. Maximale Entschleunigung und gleichzeitig den Vitamin-D-Speicher laden. Passt.

Am Ende der Welt?

Doch zuviel Entschleunigung ist auch nicht gut und sorgt irgendwann für ein kleines Nachmittagstief, welches mit Koffein bekämpft werden will. Also zockeln wir Richtung Ortsmitte und genehmigen uns zwei Café Latte im Brygga Restaurant.

Kaffeepause in Å, Brygga Restaurant.

Doch irgendwie hilft das braune Gold auch nicht wirklich weiter unseren gegenwärtig müden Geist und Körper zum Leben zu erwecken und Å haut uns auch nicht gerade vom Hocker. Ziemlich vermessene Aussage, aber man ist ja mittlerweile ziemlich verwöhnt von den Lofoten. Also beschließen wir den Rückweg anzutreten und schonmal in unserer AirBnB-Unterkunft in Hamnøy einzuchecken.

Möwensiestå.

Hamnøy

Hamnøy Panorama.

Wir cruisen wieder gen Norden nach Hamnøy und steuern unsere Unterkunft für diese Nacht an. Auf unser Klingeln öffnet uns Tess die Tür und begrüßt uns herzlich. Nach ein wenig Smalltalk zeigt sie uns unser Zimmer für die Nacht und erklärt uns alles was wir wissen müssen. Tess ist superlieb und wir fühlen uns auf Anhieb sehr wohl in ihrem Zuhause. Einzig das ca. 30m2 große Badezimmer ist das Tor zur Hölle. Zumindest ist es hier mindestens so heiß wie im Fegefeuer. Frieren war gestern. Atmen auch. Und duschen bringt hier garnix. Man wäre sofort wieder geschwitzt. Also schnell raus hier. Hatten wir eh vor. Der Magen knurrt und die Kamera lechzt auch noch nach ein paar nicen Shots vom schönen Hamnøy.

Gelbe Rorbuer in Hamnøy.

Dürfte ja eigentlich nicht schwierig sein, hier noch was zu beißen zu finden. Dann finden wir das Krambua Restaurant. Chef Mikael persönlich empfängt uns herzlich, winkt kurz darauf aber ab, da wir keine Reservierung vorweisen können. Okay, Zeit für den Dackelblickmove. Und er zieht. Mikael sagt, dass er einen Weg finden wird, ein Plätzchen für uns locker zu machen. Wir sollen einfach nochmal in 40 Minuten wiederkommen. Stark von ihm. Wir freuen uns sehr, denn das Krambua Restaurant sieht super gemütlich und exquisit aus. Das dürfte ein Fest werden. Wir ziehen noch ein bißchen um die Häuser und nutzen die Zeit bis zum Abendmahl für ein wenig Fotografie. Dann kehren wir zurück ins Krambua.

Ich bestelle zunächst ein Lofotpils für 89 NOK. Umgerechnet ca. 8,90 EUR. Für 0,33 Liter wohlgemerkt. Das nenne ich mal nen Angebot. Aber es schmeckt natürlich vorzüglich. Doch das ist trotzdem der einzige Minuspunkt, den die Lofoten oder allgemein Norwegen von mir bekommt. Die Preise für den leckeren Gerstensaft sind einfach lunaresque, also Mondpreise halt. Dann wird serviert. Ich bekomme einen Hailbut, Jule Saibling. Ich habe mich während des Verzehrs des unglaublich delikaten Fisches dazu hinreißen lassen, das Mahl als das beste meines bisherigen Lebens auszurufen. Ich neige gerne zu Superlativen, aber in diesem Fall könnte ich mit der Behauptung tatsächlich richtig gelegen haben. Kurzum, es hat fantastisch geschmeckt und wir können für das Krambua Restaurant eine uneingeschränkte Empfehlung aussprechen. Unbedingt hin.

Dann gehts ab zu Tess. Bettdecke hoch. Müde Gebeine drunter. Bettdecke drauf. Nacht.

Hamnøy Panorama.

Kvalvika Beach

Nachdem die gestrige Wanderung auf den Reinebringen abgebrochen werden musste, hoffen wir heute auf mehr Fortune und einen etwas leichteren Kurs zum Kvalvika Beach. Um es vorweg zu nehmen, der Strand ist traumhaft schön. Und gerade auch deshalb ist es gut, dass er nur durch einen etwa 1,5 Stunden Fußmarsch zu erreichen ist und nicht direkt per PKW angesteuert werden kann. Hinzu kommt, dass die Bucht durch den Film “North of the sun” (E.O.F.T.) relativ bekannt geworden sein dürfte. In dem Film verbringen zwei surfbegeisterte Norweger einen kompletten norwegischen Winter in einer selbstgebauten Hütte an dem Strand. Männlich. Auch wir sind durch den Film auf die Bucht aufmerksam geworden und wollen sie nun live und ohne das Medium Bildschirm zwischen uns erleben. Der Einstieg ist schnell gefunden, aber Parkplätze sind Mangelware. Wir ergattern gerade noch so den letzten. Der frühe Vogel fängt hier den Wurm.

Wegweiser am Einstieg des Wanderweges zum Kvalvika Beach. Darunter steht: “Please help! Bring back plastic. So it stays beautiful.”

Es geht relativ bequem los. Denn der Weg ist anfangs mit Brettern ausgelegt, über die es sich hervorragend laufen lässt. Das ist auch gut so, denn der Boden ist mitunter schon relativ aufgeweicht. Doch irgendwann hört die Ausbaustrecke auf. Es scheint so, als sei hier geplant, den bebohlten Weg weiterzuführen, da links und rechts des Weges noch Materialreste herumliegen. Aber mal ehrlich. Klar das ist schön easy, aber ein wenig muss man sich die Aussicht ja auch verdienen. Dann geht es etwas weiter über Stock und Stein. Alles machbar. Dann ist Halbzeit und der höchste Punkt der Route ist erreicht. Noch kann man keinen Blick auf Kvalvika (Walbucht) erhaschen, aber wir ahnen, dass es gleich soweit sein wird.

Auf dem Weg zum Kvalvika Beach.

Der Abstieg zum Strand ist etwas anspruchsvoller als der zurückliegende Aufstieg. Hier muss man hin und wieder die Hände zur Hilfe nehmen und etwas kraxeln. Aber für Ottonormalmensch ist das alles kein Problem. Die Spannung steigt. Jeden Moment muss es soweit sein. Und dann hinter einem kleinen Felsvorsprung hat man zum ersten Mal freie Sicht auf die Bucht.

At work.

Wow. Wirklich Wow. Ein karibisch anmutender Strand, eingebettet in saftig grüne Wiesen, flankiert von mächtigem Massiv. Mehr geht nicht. Wow. Man kann außerdem einige bunte Punkte im Grün erkennen, die sich bei genauerem Betrachten als Zelte identifizieren lassen. Beim Abstieg kommen uns jetzt auch immer mehr Leute entgegen. Die meisten sind Surferhipster, die offenbar in der Bucht genächtigt haben. Sehr gut. Macht euch heime. Dann haben wir die Bucht für uns. Als wir gegen 09:30 Uhr den Strand erreichen, sind die meisten Camper tatsächlich mit dem Zeltabbau beschäftigt. Läuft für uns. Wir genießen diesen unglaublichen Strand bis es nicht mehr geht.

Kvalvika Beach.

Als dann schließlich alle unsere Poren mit Glückseligkeit gefüllt sind, machen wir uns daran, die Hütte der zwei E.O.F.T.-Jungs ausfindig zu machen. Sie existiert angeblich noch und kann von jedermann genutzt werden. Und als wir die Hütte dann finden, lernen wir tatsächlich zwei Mädels kennen, die die Nacht in dem Unterschlupf verbracht haben und gerade ihre sieben Sachen zusammensuchen um aufzubrechen. Gutes Timing. In mittelmäßigem Englisch fragen wir, ob wir uns in der Hütte einmal umsehen dürften, was sie hier auf den Lofoten so machen und wie die Nacht in der winzigen Herberge so war. Nach etwa 5 Minuten dann die Erkenntnis, dass man sich ja auch auf Deutsch unterhalten könnte. Die Mädels sind nämlich aus Österreich. Das erleichtert die Kommunikation natürlich erheblich. Die beiden erzählen, dass sie die Lofoten von Süden nach Norden bereisen. Eine wirklich gute Idee, auf die wir mit dem jetzigen Wissenstand auch zurückgegriffen hätten.
In der Hütte ist alles mögliche vorhanden. Grundnahrungsmittel, Töpfe, Bücher und und und. Sogar ein Toilettenhäuschen haben die Norge-Boys gebaut. Im Inneren der Behausung haben sich zahlreiche Menschen in bester “ich war hier”-Manier verewigt. Es hängen aber auch noch viele Erinnerungen (Fotos, Briefe) an die Erbauer an den Wänden.

Dann machen wir uns von Melancholie getragen auf den Rückweg zu unserem fahrbaren Untersatz. Auf den letzten Metern zu unserem Vehikel werden wir von einem Pärchen mit Blicken fixiert. Ich ahne was gleich passieren wird. Dann erreichen wir unser Töfftöff. Und zack. Ich habe Seherfähigkeiten. Der Typ fragt in gebrochenem Englisch an, ob wir sie ein Stück bis zur Hauptstraße mitnehmen könnten. Logo Langer. Ähhh, “…of course longy…“, erwidere ich. Wir smalltalken noch ein wenig, von wegen “…tiny car but it will work…” und “how do you do?“. Bis auch hier wieder festgestellt werden kann, dass man die gleiche Muttersprache besitzt und diese doch der Einfachheit halber auch am besten nutzen sollte. Die beiden sind mit Megarucksäcken unterwegs und es bedarf schon ein wenig Tetris-Kenntnissen, uns alle plus Gepäck im Kia Stonic unterzubringen. Wie die Sardinen in der Dose. Auf dem Weg zum verabredeten Punkt an der Hauptstraße, wird sich fleißig über Gott und die Welt ausgetauscht und dann auch offengelegt, was das jeweilige nächste Ziel für den heutigen Tag ist. Und was für ein Zufall. It’s a match. Nusfjord. Also wird der verabredete Absetzpunkt an der Hauptstraße gestrichen und gemeinsam nach Nusfjord gecruised.

Rock. Water. Sand.

Nusfjord

Straße nach Nusfjord.

Nusfjord war eines der führenden Fischerdörfer der Lofoten. Heute kann das Dorf im Sommer als Freilichtmuseum besucht werden. Außerdem werden einige der in Nusfjord stehenden Rorbuer an Reisende vermietet. Um sich einen Eindruck der Fischerei in Nusfjord machen zu können, muss man eine Eintrittskarte erwerben. Der Eintritt kostet 75 NOK pro Person.

Eingangsschild zum Freilichtmuseum Nusfjord.

Wir genießen die ruhige Atmosphäre zwischen den gut erhaltenen historischen Gebäuden und schlendern in der Mittagssonne durch den Ort. Man kann unter anderem eine Schmiede, ein Bootshaus und eine Räucherei besichtigen. Außerdem sind allerlei Utensilien, die für den Fischfang unerlässlich sind, ausgestellt und man kann sich einen Film über die Lofotfischerei ansehen.

KK: Kabeljaukopf.

Nachdem wir alles über die Fischerei und das Leben in Nusfjord gelernt haben, macht sich ein Hüngerchen bemerkbar. Also hechten wir ins Restaurant Karoline und ich esse den besten Fischburger meines Lebens. Norwegen ich bin verliebt in Dich. Ich denke es wird der Tag kommen, an dem wir uns wiedersehen.

Rorbuer am Hafen von Nusfjord.

Andenes / Hvalsafari

Heute ist der letzte Tag unserer Lofotenreise und wir bekommen heute eine zweite Chance, vielleicht doch noch einen Wal in freier Natur zu sehen. Wir sind aufgeregt und freuen uns unglaublich auf den Trip in den Norden zu Hvalsafari Andenes. Wir machen uns schon um halb sechs auf den Weg, da uns ein flockiger Dreistünder hinter dem Steuer bevorsteht und um 09.00 Uhr bereits die zur Walsafari gehörende Museumsführung starten soll. Die Strecke nach Andenes hält sehr viel Weite und unbebautes Terrain bereit. Wir fühlen uns zeitweise wie auf einer Reise durch ein unerforschtes Land. Dann laufen wir pünktlich wie die Feuerwehr in Andenes ein. Doch so unkompliziert, wie die Umbuchung vor wenigen Tagen vonstatten ging, so merkwürdig ist die Anmeldung bei Hvalsafari Andenes vor Ort. Die zwei Jungs an der Rezeption des Hotels/Veranstalters lassen den richtigen Durchblick vermissen. Sie schauen uns mit großen Augen an, scheinen keine Information zu unserer Umbuchung zu haben und lassen uns wissen, dass sie erstmal Rücksprache mit dem Kapitän halten müssten, ob er uns überhaupt mitnehmen kann. Das Entsetzen muss mir in diesem Moment ins Gesicht gefahren sein, aber ich versuche freundlich zu bleiben. Wir hängen für etwa 20 Minuten in der Luft. Dann kann der Kapitän endlich erreicht werden und er gibt grünes Licht. Das geht ja gut los, denken wir. Egal, Hauptsache wir stechen in See. Auch auf Nachfrage gibt es dann keine verlässliche Aussage, wo genau und wann die Führung durchs Museum starten soll. Doch es kristallisiert sich heraus, dass der Treffpunkt wohl hier in der Empfangshalle sein muss, da sich mittlerweile eine Menge Menschen um uns versammelt hat. Und dann meldet sich tatsächlich ein Guide zu Wort. Mit 45 Minuten Verspätung. Doch ab diesem Zeitpunkt läuft dann alles zu unserer vollsten Zufriedenheit und wie geschnitten Brot.

Bart’s Fluke.

Wir werden mit allen Wartenden in den ersten Raum gebeten. Dort stellen sich insgesamt vier Guides vor. Die Stimmung ist locker und gelöst und es scheint wirklich eine spaßige Veranstaltung zu werden. Nach der Vorstellung der Guides werden wir in vier Gruppen aufgeteilt. Jede Gruppe wird in einer anderen Sprache durch das Museum geführt. Zur Wahl stehen: englisch, französisch, norwegisch und deutsch. Klasse Service. Jeder Guide beherrscht auch alle vier Sprachen fließend. Das kann sich sehen lassen. Wir schließen uns dem deutschen Team an. Unser Guide Sandra ist echt klasse. Sie vermittelt uns ihr Wissen zum Thema Wal mit einer Mischung aus Fachwissen und Witz. Ich habe selten eine so kurzweilige Museumstour mitgemacht. Wir bekommen echt eine Menge Wissen zur Physiognomie der Wale, zur Geschichte von Hvalsafari Andenes, zu den Walsichtungen der vergangenen Jahre vor der norwegischen Küste, aber auch interessante Fakten rund um Norwegen vermittelt. Das Highlight des Museums ist ein vollständiges Pottwalskelett. Ziemlich imposant, wie es da so vor einem liegt. Und so langsam werd ich kribbelig. Ich will jetzt rauf aufs Boot und raus aufs Meer.

Bart diving.

Und dann ist es auch endlich soweit. Wir gehen an Bord der MS Reine und nach der Sicherheitseinweisung heißt es “Leinen los“. Alle Guides sind mit an Bord und stehen jederzeit für Fragen zur Verfügung. Insgesamt ist die Betreuung wirklich vorbildlich. Man merkt, dass die Guides Spaß bei der Arbeit haben. Nach wenigen Minuten wird das Land immer kleiner und wir sind auf See. Und dann passiert etwas mit dem ich merkwürdigerweise garnicht gerechnet habe. Seegang. Aber nicht zu knapp. Gefühlt geht es an die Grenzen der Physik. Das seltsame ist, dass die See eigentlich ruhig aussieht. Und trotzdem schafft es der Kapitän das Boot so zu manövrieren, dass es ein maximales Auf und Ab gibt. Ich schätze das gehört zum Programm und er macht das mit Absicht. Die Quittung kommt prompt. Wirklich viele Leute an Bord haben mit Übelkeit zu kämpfen. Und diese legt sich bei den meisten auch nicht mehr. Wir haben Glück. Wir bleiben davon verschont, aber ich bin glaube ich auch nur um Haaresbreite daran vorbeigeschippert. An Bord ist es jetzt ruhig. Die Spannung steigt. Werden wir einen Wal sehen? Es gibt zwar die 100%ige Walgarantie, aber die bringt uns am letzten Tag unseres Lofotenaufenthalts auch nichts mehr. Heute oder nie!

Whale watching 2.0.

Der Kapitän fährt den Motor runter. Wir sind jetzt 12 Seemeilen vor Andenes, das sind etwa 22 Kilometer. Er hat etwas auf seinem Schirm identifiziert. Vielleicht einen Wal? Der Kapitän hat viel Erfahrung darin, Wale aufzustöbern und sie dann so anzufahren, dass man hinter ihnen ist, um das Abtauchen und die sich nach oben stellende Fluke beim Diving beobachten zu können. Und dann ruft der erste an Bord: “Whale, whale, whale“… Wahnsinn. Ich bin absolut hypnotisiert von dem riesigen Tier. Ein echter Pottwal direkt vor mir. Unglaublich. Pottwale bleiben nur einige Minuten an der Wasseroberfläche bevor sie wieder für bis zu 40 Minuten abtauchen. Gleich wird es also soweit sein, dass sich die Schwanzflosse gen Himmel reckt. Und als es dann passiert, erkennen die Guides den Pottwal anhand der charakteristischen Fluke. Es ist Bart, der seit mittlerweile 20 Jahren immer wieder verlässlich vor die Küste von Andenes kommt, um sich fett zu fressen. Dann ist Bart wieder weg.

Glenn diving.

Doch wir sehen ihn im Laufe der Tour noch einmal. Und auch der in diesen Gefilden bekannte Glenn zeigt sich uns zweimal. Glenn ist ebenfalls ein Pottwal. Und wir erfahren, dass es hier vor der Küste von Andenes auch in 95% der Fälle Pottwale sind, die man beobachten kann. Mit ganz viel Glück bekommt man auch mal Orcas oder Buckelwale zu Gesicht. Nach den vier Sichtungen, macht der Kapitän dann die Ansage, dass es zurück an Land geht. Da alle an Bord nunmehr wirklich gut durchgefroren sind, wird eine heiße Suppe mit Brot gereicht. Die bringt uns auch schnell wieder nach vorne. Und dann laufen wir wieder im Hafen von Andenes ein. Was für ein toller Abschluss unserer Norwegen-Reise. Ich komme definitiv zurück. Dann werden Nordlichter gejagt.