Blutmond, Mondfinsternis, Mars und ISS

Was für ein Abend, was für eine Nacht. Viele Zufälle und ein Naturspektakel liegen am heutigen Morgen hinter mir. Am gestrigen Freitag (27. Juli 2018) fand die längste totale Mondfinsternis des 21. Jahrhunderts und somit vermutlich auch die längste totale Mondfinsternis unseres Lebens statt. Und ich würde wetten, dass kein mit einer Kamera bewaffneter Hobbyastronom, dessen Plan es war, das Trabantenschauspiel auf einen Sensor zu bannen, so schlecht vorbereitet war wie ich.

Viele haben sich wohl mehrere Tage auf das Ereignis vorbereitet. Location gescoutet, Bildkompositionen getestet, Einstellungen ausprobiert, den Mond beobachtet, um am Tag der Mondfinsternis bestens gerüstet zu sein, tolle Fotos schießen zu können. Tja. Nur wenn man das Ereignis, das seit Tagen in den Medien präsent war, einfach nicht mitbekommen hat, dann wird es schwierig sich gut vorzubereiten. Ich habe es erst am Tag der Mondfinsternis selbst erfahren. Zufällig habe ich das Radio zum richtigen Zeitpunkt eingeschaltet. Und dann stehste da. Mond fotografieren!? Auf jeden Fall. Aber noch nie gemacht, wie geht das? Also kurz gegoogelt, um ein paar Basics, sowie “do’s” und “don’t’s” abzugreifen.

Mein Rucksack hatte kurze Zeit später folgenden Inhalt:

  • Canon EOS 70D (Ich habe mich bewusst für die APS-C-Variante entschieden, um die Brennweite zu verlängern und deshalb meine 6D daheim gelassen.)
  • Canon EF 70-200 mm 1:2,8 L IS (Eine längere Brennweite wäre sicher hilfreich gewesen, aber man hat halt was man hat.)
  • Stativ
  • Fernauslöser
  • iPhone mit der App “Sky Guide”
  • Campingstuhl
  • Bier und Kekse

 

Nachdem ich ca. 2 Stunden durch die Gegend gefahren bin, um einen geeigneten Spot zu finden, lande ich schließlich in Frauenberg bei Marburg. Und sowas hab ich so noch nicht gesehen. Ein Mondanbeterhappening aller erster Güte. Hunderte Autos parken die Straße zu und Fotografen stehen fast Schulter an Schulter mit Blick Richtung Südost am Straßenrand und warten auf die an diesem Abend launische Diva Mond. Ich denke mir “was solls” und reihe mich auf einem Feldweg in die Wartenden ein. Manche haben ihren halben Hausstand mitgebracht. Vorbereitung ist alles. Als der Mond dann am Horizont erscheinen soll, verdecken allerdings dicke Wolken die Sicht auf den Erdtrabanten. Und es scheint, als würden meine Mitstreiter und ich in die Röhre schauen. Lange Gesichter um mich herum. Enttäuschung macht sich breit. Einige packen ihre Sachen zusammen und machen sich auf den Heimweg. Doch es ist ja eine tropische Sommernacht, also harre ich noch etwas aus. Vielleicht habe ich ja Glück.

Und jetzt kommt es zu einer Reihe von Zufällen. Es ist 22:30 Uhr und der Mond ist nicht da. Also bemühe ich das Internet und lese ein wenig über das Ereignis. Und ich lese, dass um 22:30 Uhr (also genau JETZT) die ISS für ca. 7 Minuten zu sehen sein wird. Ich scanne den Himmel. Für Minuten. Nichts. Dann gebe ich auf, sacke in meinen Campingstuhl zurück und lasse den Kopf in den Nacken fallen. Boom. Ein superhelles Etwas fliegt mit hoher Geschwindigkeit genau über meinen Kopf. Ist sie das? Die ISS? Ich zücke mein iPhone und die App “Sky Guide” bestätigt meine Vermutung. Grüß dich Alex. Schnell unterwegs heute. Nach 2 Minuten ist sie wieder verschwunden. Okay, keine Mondfinsternis heute, aber immerhin die ISS gesehen. Auch sehr cool.

Und dann passiert es doch noch. Der Mond tritt aus den Wolken hervor. Immer nur ganz kurz. Wenige Sekunden, dann ist er wieder weg. Keine Chance für den Autofokus und auch keine Chance manuell zu fokussieren. Die Zeit ist einfach zu kurz. Es hat mich gepackt. Die Spannung ist krass. Komm zeig dich. Nach noch einmal etwa 15 Minuten des Zitterns steht er dann tatsächlich in seiner ganzen Pracht am Firmament. Und so bleibt es auch. Ich habe jetzt viel Zeit auszuprobieren und mit den Kameraeinstellungen zu spielen. Viel geht daneben, einiges passt. Für mein erstes Mal bin ich zufrieden.

Aber da war doch noch was. Der Mars! Vor lauter Mondgeierei, ist mir der Mars kaum aufgefallen. Und das obwohl er so hell ist und praktisch in direkter Nähe zum Mond steht. Hier sind zwei Beweisfotos:

Dieser Pixelhaufen ist tatsächlich der Mars.
Moon & Mars.

Und was bleibt von dem Ereignis? Die Erkenntnis, dass eine gute Vorbereitung immer hilfreich ist, man aber auch ohne eine solche hin und wieder brauchbare Ergebnisse erzielen kann, meine ersten Fotos eines Himmelskörpers und ca. 1000 Mückenstiche.

“Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen.” dürfte hier die passende Bildunterschrift sein.